Größe und geschliffene Eleganz fallen beim Anblick des Bentley Continental GT als erstes auf. Deshalb ist man sich einig: Der Continental ist ein schönes Auto, das neidvolle Blicke auf sich zieht und einen erhabenen Fahreindruck hinterlässt. Die Briten aus Crewe haben es geschafft, den Platz eines Kreuzfahrtschiffs mit der Eleganz eines Speed-Boots zu vermählen. Eine erlesene Zahlenreihe sorgt zudem für Staunen: 12 Zylinder; 6 Liter Hubraum; 48 Ventile; 625 PS; 800 Nm; 325 km/h Topspeed; 21-Zoll-Räder; 420 mm große Bremsscheiben – ganz schön imposant. Wenn der riesige Motor assistiert von zwei Turboladern zur Attacke bläst und der Conti, wie ihn die Briten liebevoll nennen, wie eine Hornisse im Sturzflug davonfährt, so tut er dies mit absurder Leichtigkeit, und es spielt auch überhaupt keine Rolle, bei welcher Drehzahl oder Geschwindigkeit der Beschleunigungsbefehl erteilt wurde. Der Bentley Continental GT Speed W12 ist ein Meister sturer Längsdynamik, und das dürfte den meisten Kunden völlig reichen. Das W steht übrigens für die Bauform, die 12 für die aktiven Zylinder. Der Doppel-V-Motor „W12“ basiert dabei auf zwei VR6-Motoren. Beim Interieur ist alles stimmig: Angefangen bei den liebevoll verarbeiteten Sitzen – auf allen vier Kopfstützen findet sich ein gesticktes Bentley-Logo. Über zwei Taster neben der Sitzverstellung kann man die Intensität des Luftstroms regulieren. Die bequemen Ledersitze, die auch einen guten Seitenhalt bieten, kann man natürlich beheizen, wie auch das Lenkrad. Die Hände umfassen das mit stumpfem Leder bezogene Lenkrad, was sich nicht nur sehr gut anfühlt, sondern auch angenehm griffig ist. Die Verarbeitung im Innenraum ist eine Wonne. Man kann gar nicht anders, als sich wohl zu fühlen. Gleich auf den ersten Blick offenbart sich der 2013 Bentley Continental GT W12 als Sportwagen. Wenn man den Wahlhebel der Automatik erst einmal von “D” auf “S” gedrückt hat, zeigt der Bentley sein zweites Gesicht. Die Kommandos des Gasfußes werden deutlich prompter und sportlicher umgesetzt. Wer möchte, kann den Bentley GTC von 0 auf 100 km/h in gerade mal 4.4 Sekunden beschleunigen. Und wir reden hier von einem 2.5 Tonnen schweren Automobil. Bis 190 km/h bewegt sich die Tachonadel beim weiteren Beschleunigen als gäbe es so etwas wie Roll- oder Luftwiderstand gar nicht. Wer mag, kann eine Spitzengeschwindigkeit von 325 km/h erreichen. Die ZF-Achtgangautomatik verwaltet sanftmütig die Gänge und die Insassen genießen den eindrucksvollen Schub. Von 1.700 bis über 5.000 Touren steht das gesamte Drehmoment an. Dann wird er zu einem sehr schnellen und deutlich dynamisch abgestimmten Luxusliner erster Güte. Die Länge des Fahrzeugs beträgt 4.81m. Dabei hat der Bentley einen Wendekreis mit gerade einmal 11.3 Metern Durchmesser und lässt sich einfach rangieren. Beim Einparken hilft die optionale Rückfahrkamera. Selbst scharf gefahrene Kurven nimmt der 2+2-Sitzer neutral, stützt sich satt ab und lenkt präzise ein. Zudem erlaubt ein neu abgestimmtes ESP mehr Freiräume. Nach einem Eingriff soll das System beispielsweise deutlich früher wieder Power freigeben. Trotz der enormen Motorisierung lädt er aber gerne auch zum beschaulichen und komfortablen Cruisen ein. Das mehrlagige Stoffdach ist ein Highlight, ruhig ist es im Innenraum und per Knopfdruck verschwindet dieses Dach einfach in seiner Schatztruhe. Darunter befindet sich ein Kofferraum, der für den Wochenendtrip reichen dürfte. Wo andere Tiefflieger auf riesiges Flügelwerk und dicke Schweller, Aggression und Adrenalin setzen, schwört der Bentley weiter auf jene zurückhaltende Opulenz, die ihn vor den Schlosshotels dieser Welt genauso gut aussehen lässt. Einzig der düster eingefärbte Kühlergrill, neue 21-Zoll-Felgen und von innen ziselierte Endrohre zeugen von einem Kraftakt. Selbst der Heckspoiler duckt sich die meiste Zeit unter die Rückscheibe und taucht nur bei entsprechendem Tempo auf. Irgendwie ist der Bentley zwei Autos in einem: hier der feudale Luxusliner, der edel ausgeschlagen und komfortabel abgestimmt ist und da der kraftvolle Wadenbeißer, der einen Lamborghini vor sich her scheuchen kann. Das Beste daran: Für den Wechsel vom einen ins andere Extrem braucht es kaum mehr als ein paar Millimeter Pedalweg und den Griff zum Schaltknauf und schon sieht man, wie ungeheuer leicht gut 2,3 Tonnen werden können, wenn man sie mit 625 PS und 800 Nm über eine kurvige Landstraße und enge Alpenpässe treibt.