Traditions-Limousine in moderner Ausrichtung: Jaguar XFR-S

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Wenn Jaguar an die Kürzel “XFR” noch ein “S” hängt, reiben sich Sportwagenfreunde die Hände, denn das kann nur bedeuten, dass die Raubkatze gewaltig die Krallen wetzt. Zudem hat Jaguar nun endgültig mit dem Barock gebrochen. Verschnörkeltes Design gehört bei der Luxuslimousine XFR-S der Vergangenheit an. Wer den Wagenschlag öffnet, spürt den kühlen Hauch der Neuzeit und fühlt sich in eine Welt von subtilem Luxus samt zeitgemäßem Exquisit-Geschmack versetzt. Ein neuer Frontspoiler, ein feststehender Heckspoiler, ein Heckdiffusor, ein neu abgestimmtes Fahrwerk und 20 Zoll große Leichtmetallräder sowie eine verstärkte Bremsanlage zählen zu den optischen Neuerungen und das alles ist zweifellos gelungen. Zudem unterscheidet sich das neue Top-Modell vom Jaguar XF durch die Chrom-Elemente im dunklen Finish, Sonderlackierungen in rot oder blau, Sportsitze mit Carbon-Lederbezug, Carbonledereinlagen an den Türtafeln, dunkle Aluminiumapplikationen auf der Armaturentafel und eine High-End-Audioanlage. Die Sitze halten Fahrer und Beifahrer auch bei starken Querbeschleunigungen da, wo sie hingehören. Ein 550 PS starker Kompressor-V8-Motor mit einem maximalen Drehmoment von 680 Newtonmeter macht diese Raubkatze zur stärksten und schnellsten Limousine in der Geschichte. Diese enorme Kraft ist auch nötig, denn der Jaguar wiegt 1987 Kilogramm und ist damit nicht unbedingt ein Leichtgewicht. Seine Spitzengeschwindigkeit liegt bei stolzen 300 km/h. Im Jaguar wird die Kraft mittels schnell schaltender Achtgang-Sportautomatik auf die Hinterräder übertragen. Das schlagkräftige Alu-Triebwerk hängt dank der verbesserten Drosselklappensteuerung richtig gut am Gas. Weil der Kompressor ohne Verzögerung Druck aufbaut, geht es schon knapp oberhalb des Leerlaufs eindrucksvoll voran. Der Spurt von Null auf 100 km/h gelingt in 4,6 Sekunden. Der Jaguar XFR-S präsentiert sich als Limousine mit Sportwagenleistung und verwöhnt seinen Fahrer deshalb auch mit einem geschmeidigen Federungskomfort. Wer schnell auf kurvenreichen Straßen unterwegs ist, wird die spontanen Reaktionen und die blitzschnellen Schaltvorgänge schätzen lernen. Das Getriebe reagiert schnell und korrekt, wobei seine Arbeit auch dadurch erleichtert wird, dass es dem bullenstarken Motor ziemlich gleichgültig ist, in welchem Gang er gerade beschleunigen soll. Der Durchschnittsverbrauch wird bei der mit einem serienmäßigen Start-Stopp-System ausgerüsteten Sportlimousine mit 11,6 Liter angegeben. Der Lader bildet mit dem wasserdurchströmten Ladeluftkühler eine kompakte Einheit und verursacht, was zweifellos den wichtigsten Fortschritt darstellt, dank der Rotoren mit vier Flügeln kein nennenswertes Laufgeräusch. So produziert der Jaguar-Antrieb nicht nur gewaltige Leistung, sondern er tut dies auch mit größtmöglicher Unauffälligkeit. Seine Aussprache bleibt zurückhaltend, auch wenn sich im oberen Drehzahlbereich die zornige Komponente eines unter Volllast laufenden V8 dazu mischt. Die Ingenieure haben die Karosseriesteifigkeit um 30 Prozent erhöht und das Fahrwerk nachgeschärft: Die Radlager sind größer und steifer als bei den anderen XF-Modellen, die geschmiedeten vorderen Achsschenkel haben eine neue Geometrie und sind zudem noch leichter. Dass die Querstabilisatoren bei dem leistungsstärkeren Modell dicker ausfallen und die Dämpfer eine straffere Kennlinie haben, gehört zum guten Ton. Eine veränderte hintere Fahrwerksgeometrie bringt zusätzliche Traktion und eine bessere Balance. Zügig bewegt, merkt man dem Briten sein Gewicht kaum an. Das konstant wachende ESP hält die Raubkatze immer souverän und feinfühlig in der Spur. Für sehr ambitionierte Fahrer bietet Jaguar einen großen Heckspoiler an, der zusätzlichen Anpressdruck generieren soll. Variable Dämpfer und das elektronisch geregelte Hinterachs-Differenzial sind ohnehin an Bord. Fahrsicherheit wird groß geschrieben. Ebenso handlich wie schnell wedelt er um Kurven. Seine Fahrwerkselektronik greift auch im anwählbaren Sportmodus nachdrücklich und früh ein. Seine Lenkung arbeitet ohne Kraftaufwand präzise und gefühlvoll. Die Wildkatze ist bereit zum Sprung!

Was in der Praxis freilich die Ausnahme bleiben wird, denn bei einem derart üppigen Drehmoment muss man sich nicht ein jeglicher Sportlichkeit abholdes Faultier nennen, wenn man Wandler & Company sich selbst überlässt.
Der Jaguar präsentiert sich als Limousine mit Sportwagenleistung und verwöhnt seinen Fahrer deshalb auch mit einem geschmeidigen Federungskomfort. Dem BMW als Sportwagen im Limousinenformat sind derartige Zugeständnisse fremd – er lässt die Straße spüren, auf kurzen Unregelmäßigkeiten mit nervendem Stolpern und auf den langen Autobahnwellen mit trocken und ansatzlos geschlagenen Vertikalhieben. Dafür zeigt er unter den extremen Bedingungen der Fahrdynamik-Versuche den M-gemäßen Vorsprung und beweist mit der freizügigen Auslegung seines ESP, dass er seinem Fahrer viel Freiraum lassen will.

Die Verbindung aus Komfort und Leistung beschert dem Jaguar XF R den Sieg. Der Jaguar ist nicht weniger fahrsicher. Er wedelt ebenso handlich, aber nicht ganz so schnell um Kurven, seine Fahrwerkselektronik greift auch im anwählbaren Sportmodus nachdrücklicher und früher ein. Seine Lenkung ist nicht ganz so gefühlvoll wie die des BMW, erfordert dafür aber weniger Kraftaufwand. Die komfortable Verbindlichkeit, in die der Jaguar die Hochleistung verpackt, sorgt in einem Vergleich, der sich nicht nur auf die rein sportlichen Aspekte beschränken kann, dafür, dass er ein paar Punkte mehr auf seinem Konto versammelt als der M5. Da darf man in Britannien – und beim neuen Besitzer Tata in Indien – die Champagner-Korken knallen lassen. Bis die Karten neu gemischt werden. 2011 präsentiert die M-Crew den Nachfolger des Sport-5ers.